helfende Väter
Dieselben Typen, die in der Firma jede Verantwortung gerne sofort übernehmen, sind nicht in der Lage, Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen. Wickeln nur, wenn die Wickeltasche mindestens vom Hipster-Label ist. Zum coolen Open-Air-Konzert werden die Kinder gerne mitgenommen, aber wegen Magen-Darm-Geschiss zu Hause bleiben? Um Himmels Willen, das geht gar nicht.
Auch mein Exmann hatte so ein schweres Los gezogen: den ganzen Tag verantwortungvollste Projekte leiten, wenn er dann mal nach Hause kam, stürmten gleich die Kinder auf ihn zu, und wenn die endlich im Bett waren, saß da ne Frau auf dem Sofa: der hatte überhaupt kein Privatleben mehr! (…)
Ich habe mehrfach ernst und gründlich darauf hingewiesen, dass unsere Ehe und unsere Familie kaputt gehen, wenn er so weitermacht. Er hat es nicht ernst genommen. Aber ich habe ihn ernst genommen, habe dies als seine bewusste Entscheidung akzeptiert und bin gegangen. (…)
Es war seine Entscheidung, seine ganz eigene persönliche Entscheidung, wie er sich zur Familie und zum Job verhalten hat. Es ist nicht die Firma und nicht die Gesellschaft, die die Männer zwingt, sich von der Familie abzuwenden und andere Prioritäten zu setzen. Warum in diesen Köpfen der Schwenk auf “ich hab jetzt Familie, das ist toll, ich freu mich und das machen wir jetzt zusammen” nicht gelingt, weiß ich nicht, aber sie sind definitiv nicht Opfer!
Ein Ausschnitt aus dem Text ‚Regrettingfatherhood: Ich nehme meinen Mann ernst, darum habe ich ihn verlassen‚ von ‚Mutterseelesonnig‘. Lesenswert sind auch die vielen Kommentare dazu.
Von ähnlichen Erfahrungen berichtet eine Gastautorin in ihrem Text ‚Ich bin unzufrieden, obwohl mein Mann mir hilft‚ auf ‚Mama arbeitet‘:
Und es stellen sich wirklich immer wieder alle Haare auf, wenn ich höre „Mein Mann hilft im Haushalt.“ Ein sehr gängiger Satz, so gängig, dass die Absurdität erst auffällt, wenn man ihn umdreht „Meine Frau hilft im Haushalt.“
Im Haushalt helfen!
Eine sprachliche Feinheit kann man jetzt sagen, aber tatsächlich steckt in meinem Empfinden mehr dahinter. Wenn nämlich ein Mann findet, dass er (s)einer Frau im Haushalt hilft, dann schwingen da immer zwei Sachen mit. Erstens – er ist großzügig. Er hilft nämlich und zweitens – Dankbarkeit ist angebracht – er hilft nämlich!
Beide Autorinnen berichten auch von der Erfahrung, dass eine gerechte Aufteilung von Familienarbeit erst nach der Trennung möglich war.
Zum Thema Väter, die sich für die geringste Übernahme von Familienarbeit feiern lassen – oder die, wenn sie ebendiese Arbeit nicht machen, die Schuld auf die Mütter schieben – passt der wunderbare Text von ‚Aufzehenspitzen‘ sehr gut: ‚Die “… wenn man uns lässt”-Väter‚. Eine dort abgebildete Grafik zu einer repräsentativen Umfrage, in der 2015 insgesamt 1.037 Väter aus NRW befragt wurden, sei hier kommentarlos abgebildet.

Screenshot www1.wdr.de via ‚aufzehenspitzen‘
Es gehören immer zwei dazu, einen Zustand zu etablieren!
Wow, die Grafik ist ja der Hammer! Ob das wirklich so stimmt? Mein Mann hätte wohl bis auf die letzten drei Punkte (und den den ersten *g*) alles angekreuzt bzw. ankreuzen müssen. Ich frage mich ehrlich, ob die Umfrage wirklich aussagekräftig ist. Vielleicht ist das auch alles eine Sache der persönlichen Definition.
Also…die Grafik…irre. Hätte ich mir jetzt nicht gedacht, dass die Prinzen auch als Väter ein so sorgenfreies Leben führen. Das heißt ja logischerweise, dass die Mütter so gut wie ALLEN Verzicht leisten, der sich eben daraus ergibt, dass man Kinder hat.
Ja, leider. Deswegen finde ich Feminismus sehr notwendig.