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Zum ‚Mutterschutz‘

Juni 30, 2015

Dieses Wort klingt so antiquiert, dass es mir schwer fiel, es in der Überschrift stehen zu lassen. Vielleicht heisst der äußerst lesenswerte Text von Mascha Jacobs deshalb auch schön ominös ‚Wenn die Auster zweimal klemmt‚. (Er erschien vor einigen Wochen auf ‚Ich.Heute.10.vor.8‘)

Der Text handelt von der Gesetzgebung zu Mutterschutz – also der Zeit kurz vor und nach der Geburt. Angestellte bekommen in dieser Zeit finanzielle Förderung von Krankenkasse und Arbeitgeber. Für die vielen Menschen, deren Beschäftigungsverhältnisse sich jenseits der Anstellung bewegen, sieht es finanziell dagegen oft äußert schlecht aus. Ein Ausschnitt aus dem Text:

Ich bin jedoch nicht die einzige, der der Mutterschutz entgangen ist. Auch Leiharbeiterinnen, befristest Beschäftigte, Geschäftsführerinnen, Schülerinnen, Studentinnen, Praktikantinnen, Soldatinnen, privat versicherte Selbstständige und Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten haben, fallen nach der geltenden Gesetzeslage aus dem Mutterschutz raus. Das Mutterschutzgesetz ist nicht nur aufgrund der Orientierung am Normalarbeitsverhältnis gnadenlos veraltet und unzureichend.

Es geht auf ein Gesetz von 1952 zurück, das als Ersatz für das vom Geist des Nationalsozialismus vergiftete Gesetz zum Schutz der erwerbstätigen Mutter aus dem Jahre 1942 bis heute umgesetzt wird. Auch wenn das Mutterschutzgesetz eine der großen Errungenschaften des Arbeits- und Arbeitsschutzrechts für Frauen ist, wäre eine Novellierung dringend notwendig, denn seit den 50er Jahren ist doch so einiges passiert, möchte man meinen.

Heute ist meine damalige Situation, selbstständig von Zuhause arbeitend und nicht abgesichert, für viele Frauen Realität. Ich verpasste meinen Mutterschutz. Eine „richtige Schwangere“ wollte ich sowieso partout nicht sein. Die größte Angst hatte ich davor, dass meine vorherigen Interessen in der Schwangerschaft unmerklich, aber unwiderruflich verschwänden, dass ein Vakuum entstehen könnte, welches im Umkehrschluss durch die totale Konzentration auf das Kind kompensiert werden müsste. Also spielte ich überzeugend die Rolle der Anti-Mutter.

(…) Mutterschutz ist kein individuelles Problem, das wir weglächeln können, es gehört auf die politische Agenda. Im Gleichstellungsbericht ist das Thema unter den Tisch gefallen, obwohl eine schwangerengerechte Arbeitswelt ein Kernthema der Gleichstellungsdebatte sein sollte. Denn die Probleme beginnen nicht erst im Kreißsaal; die Auswirkungen auf die gleichberechtigte Teilhabe, die Einschnitte in die Lebensläufe von Frauen nehmen bereits in der Schwangerschaft ihren Anfang.

Ich schliesse mich an: Eine Reform (und vielleicht gar eine Umbenennung) des Mutterschutz ist ein feministisches Thema.

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